Paradisisch
Zum ersten Mal hat der Mendelssohnchor ein Werk in Auftrag gegeben, das Komponist Paul Glaser Chor, Solisten und Orchester auf den Leib maßschneiderte. Dabei hat der international tätige, vielschichtige Künstler Glaser ein Werk geschaffen, dass sich inhaltlich in das musikalische Umfeld des Konzertes einfügt. Mit dem selbst geschriebenen Gedicht Home bringt Glaser eine sehr persönliche Note in das Programm. Der Musicalkomponist Paul Glaser ist gebürtiger Schwede, der seit Jahren in Hamburg-Barmbek lebt. Bereits sein Großvater, der als deutscher Jude vor den Nazis nach Schweden floh, war als klassischer Komponist tätig gewesen. So befindet sich Paul Glaser mit seinem Auftragswerk zwischen Juden- und Christentum, zwischen Schweden und Deutschland, zwischen Musical und klassischer Moderne.
Auch die anderen Werke, die der Mendelssohnchor zusammen mit Orchester und Solisten aufführt, sind Auftragswerke gewesen. Die Tragik, unter denen sie entstanden, klingt in den Stücken deutlich nach:
Johann Michael Haydn hatte 1771 den Auftrag, die Totenmesse für seinen verehrten Dienstherren Sigismund Graf Schrattenbach zu komponieren. Allerdings trauerte Michael Haydn selbst zur gleichen Zeit um seine Tochter, die einjährig verstorben war. Sein Requiem in c strahlt durch die intensive musikalisch-bildreiche Darstellung der Ängste und Hoffnungen der Hinterbliebenen in der Auseinandersetzung mit dem Tod von geliebten Menschen, mit der tiefen Bitte um Erlösung.
Die 2007 geschriebene Ode Der Gebrauch des Lebens (Ode von Anakreon) widmete der Komponist und Kirchenmusiker Peter Heeren einem früh verstorbenen Freund. Darin lässt Peter Heeren den lebensfrohen griechischen Dichter Anakreon durch die Musik tanzen und sich an dem Leben freuen, solange es möglich ist: „Salbe mich, weil ich noch lebe“. Und doch gibt die Musik dem grundsätzlich fröhlichen Text eine Brechung, die nachsinnen lässt.